„Raus aus dem ständigen Krisenmodus!“
Zu den wenigen positiven Aspekten der Pandemie und den sich anschließenden Krisen gehört (neben einer völlig neuen Sichtweise auf das Thema Homeoffice/ Mobilarbeit) die Erkenntnis, dass die Fokussierung auf die „Beratungsagentur“ zu eindimensional ausgelegt war.
Gerade in den Ausnahmesituationen hat sich gezeigt, dass die schnelle und passgenaue Auszahlung von Geldleistungen zur Sicherstellung des Lebensunterhalts weiterhin eine Kernaufgabe der BA ist und bleiben wird.
Jede erfahrene Vermittlungsfachkraft wird bestätigen, dass das modernste Beratungskonzept oder das beste Angebot zur Qualifizierung bei keinem Kunden zum Erfolg führen wird, solange er noch nicht weiß, wie er die nächste Miete bezahlen soll. Das sog. Kundenversprechen, also die rechtzeitige Bewilligung und Zahlbarmachung des Arbeitslosengeldes konnte nur durch den großen Einsatz der Kolleginnen und Kollegen (oft auch im Rahmen von Überstunden) in den meisten Operativen Services fast immer gehalten werden.
Hierbei darf aber nicht vergessen werden, dass das Einhalten des Kundenversprechens zu Lasten der sonstigen Bearbeitungsvorgänge ging und immer noch geht. Und es hilft überhaupt nichts, wenn man die Rückstände verniedlichend in „Arbeitsvorräte“ umtauft – solange deren Zahl einfach viel zu hoch ist!
Zusätzlich sollte ein größerer Fokus auf die qualitativ hochwertige Leistungsberatung gelegt werden. So würde die BA auch dieser Kernaufgabe ganzheitlicher und damit besser gerecht werden.
Unser Operativer Service: Mehr als Alg und Kug!
Kein Zweifel, das Arbeitslosengeld hat die größte Außenwirkung für die BA und steht in der Regel im Zentrum der Aufmerksamkeit von Politik und Gesellschaft. Was die Abschlussprüfungen im Kurzarbeitergeld betrifft, hätte die BA sicherlich gern eine weniger starke Priorisierung bevorzugt, aber als Bundesbehörde ist sie politischen Entscheidungen unterworfen. Allerdings liegt der Fokus schon seit Längerem vor allem auf den Bereichen AlgPlus und Kug, was sicherlich bis zu einem gewissen Grad verständlich ist.
Dabei dürfen aber die vielen anderen Aufgabenbereiche des Operativen Service, also AMDL, BAB/Reha, BEH, SB-AV, OWi, ANÜ und SGG nicht vergessen werden! Genauso wie die Tatsache, dass der Bereich KIA nicht nur Kug umfasst. Aktuell lässt die wirtschaftliche Entwicklung einen Zuwachs an Insolvenzen – und somit an zu bearbeitenden Insolvenzgeldanträgen befürchten.
Personelle Verstärkung notwendig
Dass der Operative Service, insbesondere der Bereich AlgPlus, in den letzten beiden Jahren personell etwas verstärkt wurde, war notwendig und richtig. Dennoch ist bei der Arbeitsbelastung immer noch keine spürbare Entspannung eingetreten, was gerade aufgrund saisonaler Einflüsse zum Jahreswechsel nicht überraschend ist. Jeder Operativer Service sollte personell so aufgestellt sein, dass überregionale Belastungsausgleiche und Unterstützungen nicht nötig werden, zumal diese bei den unterstützenden Einheiten selbst die Belastungsgrenze überschreiten lässt.
Angesichts der geopolitischen Krisen und der schwachen Konjunkturentwicklung dürfen die negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt künftig stärker ausfallen.
Deshalb fordern wir den BA-Verwaltungsrat und den BA-Vorstand auf, im Operativen Service eine deutliche personale Verstärkung vorzunehmen.
Wissenstransfer im Operativen Service sicherstellen
Die demografische Komponente zeigt vor allem im Operativen Service, dass in den kommenden Jahren ein Großteil der Beschäftigten in den wohlverdienten Ruhestand geht. Erfreulicherweise nehmen wir wahr, dass der Operative Service bei Nachwuchskräften weiterhin sehr beliebt ist. Daher sollten möglichst die Ansatzwünsche von Auszubildenden und Studierenden im Operativen Service realisiert werden! Hier gilt es, rechtzeitig das (noch) vorhandene Spezialwissen in den Transfer zu bringen sowie genügend Zeit für eine gründliche und umfassende Einarbeitung der Nachwuchskräfte bereitzustellen – dies ist die beste Investition in die Zukunft.